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Wenn wir von Normen sprechen, denken wir zumeist an Vorschriften, die unser Leben regeln die uns sagen, was wir tun sollen oder was wir nicht tun drfen. Normen, so knnte man meinen, verlangen stets bestimmte Handlungen oder Unterlassungen und erfordern eine moralische Rechtfertigung. Aber stimmt das berhaupt? Lsst sich damit das Gemeinsame all jener sozialen Praktiken, die wir als normativ bezeichnen mchten, erfassen? Christoph Mllers bestreitet das und behauptet, dass unser Umgang mit Normen an falschen Erwartungen leidet. Wir berfordern, so seine These, die Praxis des Normativen mit moralischen Ansprchen und mit Hoffnungen auf Wirksamkeit. Beides verfehlt sie, denn die meisten Normen, denen wir begegnen, sind weder moralisch berzeugend gerechtfertigt, noch haben sie eindeutige Wirkungen. Dies ist kein Zufall, ja, es ist noch nicht einmal ein Problem, denn Normen erfllen einen anderen Zweck: Indem sie eine bestimmte Mglichkeit des Weltverlaufs kennzeichnen und mit einer Bewertung versehen, erlauben sie es uns, inmitten einer Praxis zu ebendieser Praxis auf Abstand zu gehen und Alternativen zu ihr gegenwrtig zu halten. Dies funktioniert aber nur, wenn Normen eine distanzierende Spannung zur Welt aufbauen und auf Dauer stellen knnen. Ihre eigene bertretung zuzulassen, so ein Ergebnis dieses Buches, ist deshalb nicht die geringste Aufgabe von Normen.